Parodontologie

Paradontalerkrankungen

 

Unter parodontalen Erkrankungen versteht man alle entzündlichen Erkrankungen des Zahnhalteapperates (Parodont). Parodontale Erkrankungen können in allen Altersstufen und in verschiedenen Schweregraden auftreten. Im schlimmsten Fall kann eine Entzündung des Parodonts (Parodontitis) das Zahnbett zerstören, zum Abbau des Kieferknochens und letztlich zum Zahnverlust führen.

Ursachen

Man unterscheidet zwischen Entzündungen des Zahnfleischs (Gingivitis) und Entzündungen des Zahnhalteapperates (Parodontitis). Beide Formen, Gingivitis und Parodontitis, entstehen nur, wenn bakterielle Zahnbeläge (Plaque) vorhanden sind. Parodontitis und Gingivitis sind also Infektionskrankheiten, die durch Bakterien verursacht werden. Wird der bakterielle Zahnbelag, der sich auf den Zahnflächen vor allem zwischen Zahnfleisch und Zahnhals ansiedelt, über mehrere Tage nicht gründlich entfernt, kann das Zahnfleisch mit einer Entzündung reagieren.

Ob eine Entzündung auftritt oder nicht und welchen Verlauf sie nimmt hängt davon ab, wie gut das Immunsystem des Körpers funktioniert. Dies wiederum wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst: Familiäre oder berufliche Probleme, gravierende Ernährungsfehler und Dauer-Stress können das Immunsystem ebenso schwächen wie körperliche und psychische Erkrankungen. Besonders gefährdet aber sind Raucher. Sie entwickeln häufiger Parodontitis und haben sehr viel schlechtere Heilungschancen als Nichtraucher. Auch Alkoholmissbrauch sowie genetische Faktoren können den Krankheitsverlauf negativ beeinflussen.

Grundsätzlich gilt: Ohne Plaque kann keine Parodontitis entstehen!

Das heißt: Durch eine gründliche Mundhygiene kann man einer Parodontitis vorbeugen.

Gefährdete Menschen, wie beispielsweise Raucher, müssen nicht nur auf eine gründliche Mundhygiene achten, sondern sollten überdies auch häufiger Vorsorgeuntersuchungen beim Zahnarzt in Anspruchnehmen und sich die Zähne professionell reinigen lassen.

Symptome

Gesundes Zahnfleisch ist blassrosa und blutet weder bei Berührung noch beim Zähneputzen. Bei einer leichten Entzündung ist das Zahnfleisch gerötet. Kommt es zu einer schweren Entzündung, ist es hochrot, angeschwollen und blutet sehr leicht. Eine derartige Zahnfleischentzündung (Gingivitis) ist die Vorstufe zur Parodontitis, einer chronischen (schleichenden) Zahnfleischentzündung. Im fortgeschrittenen Stadium einer solchen Entzündung entstehen zwischen Zahnfleisch und Zahnhals tiefe Taschen. In einem Zeitraum von Jahren - bei rasch verlaufenden Formen auch deutlich kürzer - greifen die Bakterien auch am Zahnbett und am Knochen an. In Folge verliert der Zahn seinen Halt und fällt aus. Eine chronische Parodontitis verläuft oft schmerzfrei, und der Verlust des dentalen Stützgewebes bleibt in vielen Fällen unbemerkt. Erst spätere Symptome wie Zahnbeweglichkeit, Zahnwanderung und Zahnlockerung geben Hinweise auf ein parodontales Problem.

Von einer Parodontitis spricht man, wenn die Zahnfleischtaschen schon sehr tief geworden sind und bereits Knochen verloren gegangen ist. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird anstelle des Begriffs Parodontitis oft die medizinisch nicht korrekte Bezeichnung "Parodontose" verwendet.

Behandlung

Das Ziel einer Behandlung ist, den Verlauf der Parodontitis zu verlangsamen bzw. zu stoppen. Je früher die Erkrankung erkannt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Vorraussetzung für den Erfolg einer Behandlung ist die aktive Mitarbeit des Patienten, denn ohne eine gründliche Mundhygiene lässt sich eine Parodontitis auch bei den besten Behandlungsmethoden kaum bremsen.

Am Anfang der Behandlung steht zunächst eine orientierende Untersuchung, das so genannte parodontale Screening (oder die Erhebung des Parodontalen Screening Index, PSI), bei der mit einer Messsonde die Tiefe der Zahnfleischtaschen ermittelt wird.

Weitere diagnostische Maßnahmen umfassen den Röntgenstatus. Je nach Erkrankungstyp kann auch eine mikrobiologische Plaqueanalyse erfolgen.

Grundlage der Behandlung ist die vollständige Entfernung der bakteriellen Plaque auf den Zahn- und Wurzeloberflächen und in den Zahntaschen im Zuge einer professionellen Zahnreinigung. Wenn erforderlich kommt zudem die Behandlung überempfindlicher Zahnhälse und das Glätten von Füllungs- und Kronenrändern hinzu, um die Hygienefähigkeit zu verbessern. Weiter findet eine Reinigung der Wurzeloberfläche unter dem Zahnfleisch statt, bei der Auflagerungen entfernt werden.

Nach etwa sechs Wochen wird das Behandlungsergebnis mit der Erhebung eines erneuten Parodontalbefundes kontrolliert. Je nach Befund sind weitere Behandlungsschritte erforderlich, beispielsweise die Entfernung von Zahnsteinresten und Bakterien in tiefen Zahnfleischtaschen und Wurzelgabelungen, die für Entzündungsreaktionen verantwortlich sind. Dies geschieht in der Regel unter örtlicher Betäubung in kleinen chirurgischen Eingriffen. Unter bestimmten Voraussetzungen kann durch spezielle Behandlungsmöglichkeiten der Verlust zerstörter Gewebe teilweise repariert werden.

Ein langfristiger Behandlungserfolg ist mit einer regelmäßigen Betreuung in der Nachsorgephase verbunden. In dieser Phase werden Zähne und Zahnfleisch je nach individuellem Risiko alle drei bis sechs Monate kontrolliert und professionell gereinigt. Der Behandlungserfolg hängt jedoch entscheidend von einer engagierten Mitarbeit des Patienten ab. Neben einer sorgfältigen Mundhygiene und Zahnpflege wird der Erfolg auch durch die Lebensführungen bestimmt. Rauchen und Alkoholmissbrauch verschlechtern den Heilungsprozess.

Regenerative Behandlung

Parodontitis ist in Deutschland die Volkszahnkrankheit Nummer 1. Die entzündliche Erkrankung des Zahnhalteapperates kann sowohl das Zahnfleisch als auch den Kieferknochen schädigen. Die Zähne verlieren ihren Halt, lockern sich und gehen im schlimmsten Fall verloren. Durch moderne Techniker der Parodontologie kann das heute verhindert werden.

Eine schonende und wirksame Behandlung der Parodontitis bietet neben der klassischen Parodontaltherapie die Behandlung mit Schmelzmatrixproteinen. Dieses neue und regenerativ wirkende Verfahren hilft dem Körper, die Funktion des Zahnhalteapperates - Zahn, Wurzel und Knochen - zu sichern bzw. neu zu schaffen. Durch eine Behandlung mit Schmelzmatrixproteinen kann Gewebe, das durch eine Parodontitis verloren gegangen ist, wieder hergestellt werden. Schmelzmatrixproteine sind körpereigene Proteine, die allerdings nur während der Wachstumsphase des Zahnhalteapperates gebildet werden. Eine parodontalchirurgische Therapie mit diesen Proteinen unterstützt den Regenerierungsprozess von Zahn, Wurzel und Knochen. Dabei werden Prozesse, die während der Zahnentwicklung stattfinden, mit der Behandlung im Erwachsenenalter nachgeahmt.

Die Regeneration des gesamten Zahnhalteapperates beginnt unmittelbar nach der Behandlung mit den Proteinen und setzt sich über einen längeren Zeitraum fort. Bis der substanzbildende Prozess abgeschlossen ist und der neue wieder aufgebaute Zahnhalteapperat in Form und Funktion die gleichen Eigenschaften besitzt wie der ursprüngliche, kann bis zu einem Jahr vergehen.

Der Ersatz von Schmelzmatrixproteinen ist wissenschaftlich dokumentiert. Die Behandlung ist weltweit bislang bei mehr als einer Millionen Patienten angewendet worden und bietet die Möglichkeit, auf biologischer Basis die Funktion und Ästhetik der Zähne und des Zahnfleischs wiederherzustellen.

Vorbeugung

Besser als jedes Behandlungskonzept ist es jedoch, eine Gingivitis bzw. Parodontitis erst gar nicht entstehen zu lassen. Deshalb kommt der Vorbeugung eine zentrale Bedeutung zu.

Parodontitis wie auch Karies werden durch bestimmte Bakterien verursacht, die sich in der Mundhygiene einnisten. Diese Bakterien befinden sich in den Zahnbelägen, der so genannte Plaque bzw. dem Biofilm. Wichtigstes Ziel der Vorbeugung ist es also, Plaque (Biofilm) gar nicht erst entstehen zu lassen bzw. Zahnbeläge gründlich zu entfernen.

Eine sorgfältige Mundhygiene ist das A und O. Die meisten Zahnbeläge lassen sich mit der Zahnbürste entfernen, noch bevor sie Schaden anrichten können. Für die Reinigung der Zahnzwischenräume stehen eine Reihe von Hilfsmitteln zur Verfügung beispielsweise Zahnseide, Zahnzwischenraumbürsten (Interdentalbürsten) und Zahnhölzer. Die Zähne sollten Sie mindestens zweimal täglich (morgens und abends) gründlich reinigen. Für Zahnpflege zwischendurch eignen sich zuckerfreie Zahnpflegekaugummis oder -bonbons.

Achten Sie darauf, dass Sie nicht so oft am Tag Süßes essen. Dadurch entziehen Sie den Bakterien die Nahrungsgrundlage und sie können sich nicht mehr unbegrenzt im Mundvermehren.

Lassen sie Ihre Zähne regelmäßig durch den Zahnarzt kontrollieren. Er kann ermitteln, wie viele Bakterien in ihrem Mund vorkommen und gezielt dagegen vorgehen, zum Beispiel mit einer professionellen Zahnreinigung. So werden auch die Stellen geschützt, die mit der Zahnbürste nicht zu erreichen sind.